1904 wurde beim Ministerium für Kultus und Unterricht das Unternehmen Das Volkslied in Österreich (auch: Österreichisches Volksliedunternehmen), der Vorgänger des heutigen Österreichischen Volksliedwerks gegründet. Dieses wollte Volkslieder sammeln und in einer repräsentativen Ausgabe publizieren. Geplant waren 60 Bände mit Liedern aller ethnischen Gruppen der Donaumonarchie, getrennt nach Völkern und Nationen und geschrieben in der jeweiligen Landessprache.
Zu diesem Zweck wurden in jedem Kronland Arbeitsausschüsse eingerichtet, die die Sammelarbeit leiten und koordinieren sollten. Der Arbeitsausschuss für das Deutsche Volkslied in Steiermark wurde als erster im Juni 1905 ins Leben gerufen, der Gymnasiallehrer und Reichsratsabgeordnete Josef Pommer, der auch im Gesamtunternehmen federführend war zu seinem Obmann bestellt.
Viele Tausende der heute im Steirischen Volksliedarchiv aufbewahrten rund 35.000 Handschriften gehen auf diese Zeit zurück. Damals sammelten in der Steiermark unter anderem Leopold Bein, Hans Fraungruber, Johann Gollob, Viktor Jabornik, Konrad Mautner, Robert Popelak, Karl Reiterer, Agnes Stock, Viktor Zack und Raimund Zoder.
Viele von ihnen waren auch noch in der Zwischenkriegszeit – das Volksliedunternehmen war nach dem Ersten Weltkrieg neu gegründet worden – als Sammler tätig; Karl Polheim und Otto Krischke waren damals wichtige Impulsgeber im Vorstand.
In der NS-Zeit wurden die Bundesländerausschüsse zu Gauausschüssen umbenannt und einer Zentralstelle in Berlin unterstellt. Zu dieser Zeit wurde die Forschung zugunsten der Pflege stark zurückgedrängt.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Neugründung des Österreichischen Volksliedunternehmens mit seinen nunmehr neun Bundesländerarbeitsausschüssen; nach 1945 leiteten etwa der Volkskundler Viktor Geramb, der Kulturpolitiker Hanns Koren und die Volkskundlerin Gundl Holaubek-Lawatsch den steirischen Arbeitsausschuss.
Einen Aufschwung erlebte das 1974 zum Steirischen Volksliedwerk umstrukturierte Unternehmen 1981, als der Landesangestellte Hermann Härtel mit der Geschäftsführung betraut wurde. Es entwickelt seit damals eine rege Tätigkeit in allen Bereichen: Die Sammlung wird ebenso forciert wie Dokumentation und Pflege. Daneben entstehen viele Publikationen, vor allem für den praktischen Gebrauch (Liederblätter, Liederbücher …). Zahlreiche österreichweite Initiativen und Anregungen wie Musik beim Wirt und das Büro für Weihnachtslieder nahmen in Graz ihren Ausgang.
Zudem gibt das Steirische Volksliedwerk seit über 30 Jahren mit dem Vierzeiler vier Mal im Jahr eine interessante, spartenübergreifende Zeitschrift für Musik, Kultur und Volksleben heraus. Der Vierzeiler wurde 2007 und 2019 mit einem Anerkennungspreis der Österreichischen Zeitschriften- und Fachmedien-Verbands ausgezeichnet.
Der vom Volksliedwerk angebotene Liederdienst wird mehrmals täglich genutzt – und das nicht nur von Steirerinnen und Steirern, sondern nahezu von Menschen aus aller Welt. Momentan erledigen wir – gemeinsam mit dem 1991 gegründeten Büro für Weihnachtslieder – rund 2.000 Anfragen jährlich.
Die bereits 1904 angekündigte Herausgabe einer repräsentativen Auswahl an Volksmusik aus Österreich wird seit den 1990er-Jahren mit der Reihe Corpus Musicae Popularis Austriacae unter der Leitung von Walter Deutsch in die Tat umgesetzt. Mittlerweile sind über 20 Bände erschienen, vier davon aus der Steiermark.
2008 erfolgte, zeitgleich mit der Übersiedelung in die Räumlichkeiten in der Sporgasse 23, eine weitere Umstrukturierung: Nunmehr wird das Steirische Volksliedarchiv von der neu gegründeten Volkskultur Steiermark GmbH verwaltet und gemeinsam mit dem Volksliedwerk betreut.
- die Förderung von Sammlung, Erforschung und Verlebendigung von Volksmusik in der Steiermark
- die Erweiterung des Steirischen Volksliedarchivs zur Sammlung des gesamten musikalischen Volksgutes in allen Dokumentationsformen und zur Bereitstellung des Sammelgutes in wissenschaftlich geordneten Beständen
- die Erforschung und Auswertung von gesammelten Beständen
- die Herausgabe von Druckwerken für Wissenschaft und Praxis
- die Durchführung von Seminaren und Lehrgängen
- die Pflege internationaler Kontakte
- die Festigung des Steirischen Volksliedwerks als Schnittstelle zwischen Musikinstinkt und Musikausbildung
- die Einbindung von Volkslied, Volksmusik und Volkspoesie in die Kulturdiskussion im Land Steiermark
- die Beratung zum Zweck der Erhaltung, Wiederbelebung und Erneuerung des musikalischen Kulturgutes